Hinsehen statt wegschauen!

Unser Themenschwerpunkt: Zivilcourage, 9 Minuten Lesezeit

Im Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen wir spüren:
Hier geschieht Unrecht, hier stimmt etwas nicht.
Im Idealfall werden wir dann aktiv, schreiten ein oder holen Hilfe.
Doch was ist sinnvoll und was nicht? Das Thema liegt der dhu am Herzen – wir starten eine Serie dazu.

Zeig Zivilcourage! Das bedeutet, dass wir diejenigen, denen Unrecht oder gar Gewalt widerfährt, nicht allein lassen, sondern uns einmischen und helfen. Das kann im persönlichen Umfeld sein, etwa wenn wir verzweifelte Rufe aus der Nachbarswohnung hören und gemeinsam mit anderen Nachbarn nachschauen und gegebenenfalls die Polizei alarmieren. Oder wenn wir den Lehrer oder Arbeitgeber darauf aufmerksam machen, dass jemand in der Schule oder am Arbeitsplatz Opfer von Mobbing wird. 

Zivilcourage oder „Bürgermut“, wie die wörtliche Übersetzung lautet, lässt sich aber auch noch weiter fassen. Beobachten wir, dass Unwahrheiten im Internet dauerhaft unwiderlegt verbreitet werden oder unsere Demokratie durch extremistische Tendenzen bedroht wird, ist jeder von uns gefordert. „Was die Demokratie braucht, sind selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger – mit Zuversicht und Tatkraft, mit Vernunft, Anstand und Solidarität“, hatte etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache 2019 gesagt, als er an den rechtsextrem-motivierten Anschlag auf die Synagoge in Halle erinnerte.

 

Ein Zitat des französischen Dramatikers Molière macht das Wesen der Zivilcourage besondersgreifbar. Es steht auf der Internetseite des Bundesnetzwerks Zivilcourage, einem Zusammenschluss mehrerer Vereine, Institutionen und Einzelpersonen, die sich für Zivilcourage stark machen.

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun,
sondern auch für das, was wir nicht tun.“

Damit wird deutlich: Bei Gewalt, Diskriminierung, Unrecht oder anderen Missständen ist Wegschauen keine Option. Für ein gutes soziales Klima – in unserer direkten Nachbarschaft ebenso wie in der Gesellschaft allgemein – kann jeder einen Beitrag leisten. „Achtsamkeit und Empathie, verbunden mit einer klaren Haltung, ermöglichen ein verantwortliches Handeln, wodurch oft weitere Konflikte und Übergriffe verhindert werden“, schreibt das Bundesnetzwerk weiter. Dabei brauche es Mut, für etwas einzutreten und persönliche Verantwortung für Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschenwürde zu übernehmen.

Wie aber soll man sich nun konkret verhalten, wenn jemand offenkundig Hilfe braucht? Viele Menschen würden glauben, sie müssten sich wie Superman oder Catwoman in ein Kampf-getümmel stürzen und die Streitenden, womöglich noch bewaffnet, auseinanderbringen, um die Situation zu befrieden, erklärt die Polizei Hamburg und stellt klar: „Das ist ganz bestimmt nicht gefordert.“ Vielmehr würde die oberste Verhaltensregel lauten: „Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.“ Dabei sollte man zunächst die Möglichkeiten der Kommunikation ausschöpfen, um eine kritische Situation zu entschärfen. Deeskalation lautet das Zauberwort.

Die Polizei
benennt fünf
Verhaltens­regeln zur
Zivilcourage

Sie lauten:

  • Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.
  • Ich fordere andere zur Mithilfe auf.
  • Ich beobachte genau und präge mir Tätermerkmale ein.
  • Ich kümmere mich um das Opfer.
  • Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.

Weitere Informationen gibt es unter www.aktion-tu-was.de, einer bundesweiten Initiative der Polizei für mehr Zivilcourage, sowie unter www.polizei.hamburg/zivilcourage. Dort steht auch eine Broschüre zum Verhalten in herausfordernden Situationen zum Download bereit.